Ein paar Informationen zu Beginn
Die operative Therapie (= Liposuktion = Absaugen des kranken Fettes) ist nicht die Lösung aller Probleme und keine Heilung - aber sie kann den Verlauf positiv beeinflussen und für eine bessere Lebensqualität, Schmerzlinderung und Beweglichkeit sorgen.
Die Krankenkassen haben die Liposuktion beim Lipödem momentan leider noch nicht in ihrem Leistungskatalog. Das heißt, dass es im Moment noch keinen gesetzlichen Anspruch auf die Kostenübernahme für Liposuktionen gibt. Ab und an werden jedoch trotzdem Liposuktionen genehmigt. Häufig geht diesen Einzelfallentscheidungen der Klageweg bis zum Sozialgericht voraus. Auch wenn die Chancen auf eine Kostenübernahme derzeit gering sind, sollte doch jede einmal einen Antrag bei seiner Krankenkasse stellen. Ob aber auch der Klageweg beschritten wird, ist eine Frage die nur jeder für sich beantworten kann.
Für eine einheitliche Kostenübernahme und die Aufnahme der Liposuktion beim Lipödem in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, ist der G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) zuständig.
Wir werden also nicht von unseren Kassen, sondern von unseren Politikern im Stich gelassen.
Am 20.07.2017 hat der G-BA beschlossen, das Berwertungsverfahren zur Liposuktion beim Lipödem bis zum 30.09.2022 auszusetzen (wurde verlängert bis 2024).
Die Liplegstudie, die vom GBA beauftragt wurde startete mit Verspätung ab dem 08.02.2021.
Mehr zur Studie hier: https://www.g-ba.de/studien/erprobung/lipleg-studie/
Die Kosten für Selbstzahler betragen ca. 2500 - 7000 Euro pro Operation. Eventuell können Kosten für die Operation bei der Steuererklärung geltend gemacht werden. Hierfür benötigen Sie vor den Operationen ein dementsprechendes Gutachten (§64 außergewöhnliche Belastungen) vom Amtsarzt Ihres zuständigen Gesundheitsamtes. Die Kosten hierfür sind ebenfalls privat zu entrichten und fallen recht unterschiedlich aus. Trotz der zu entrichtenden Kosten besteht kein Anspruch auf ein steuerfähiges Attest.
Um abzunehmen oder viele Kilos auf der Waage zu verlieren ist die Liposuktion nicht geeignet. Warum sich nach einer Liposuktion häufig kaum eine Veränderung auf der Waage zeigt, ist bisher nicht geklärt. Viele Frauen berichten aber, dass sich ihr Gewicht auf der Waage kaum verändert hat. Was sich aber verändert ist die Silhouette. Ein abschließendes , optisches Ergebnis kann allerdings bis zu 12 Monaten nach Op dauern. Erst dann ist die Heilung wirklich abgeschlossen.
Liposuktion beim Lipödem:
Bei einer Liposuktion beim Lipödem wird überschüssiges, krankhaftes Körperfett mittels feiner Saugkanülen entfernt. Natürlich werden dabei auch normale Fettzellen entfernt, da man beim Absaugen die Fettzellen nicht voneinander unterscheiden kann. Deshalb kann auch niemals sichergestellt werden, dass das komplette Lipfett entfernt wird.
Grundsätzlich ist es natürlich ratsam eine Liposuktion in einem frühen Stadium vornehmen zu lassen. Eine Liposuktion ist keine Heilmethode und es kann weiter zu Schüben und einem erneuten Auftreten von Lipfett und Schmerzen, auch an schon abgesaugten Stellen kommen.
Es gibt verschiedene Methoden der Fettabsaugung. Beim Lipödem haben sich zwei Methoden bewährt, da sie gewebsschonend sind und kaum bis keine Lymphbahnen dabei verletzt werden. Bei der Auswahl des Operateurs sollte man sorgsam vorgehen. Auf jeden Fall sollte der Operateur Erfahrung mit der Liposuktion beim Lipödem haben. Auch eine Facharztausbildung z.B. zum Dermatologen, Phlebologen, Lymphologen und zum Plastischen Chirurgen sollte ein Operateur vorzugsweise haben. Bei der Auswahl eines Operateurs sollten Sie sich Zeit lassen und mehrere Beratungsgespräche führen. Entscheiden Sie nicht sofort und nehmen Sie eventuell auch eine Person Ihres Vertrauens mit zu dem Termin.
WAL - Wasserstrahl-Assistierte-Liposuktion
Die WAL Methode ist sehr gewebsschonend und vom Zeitaufwand schneller als die TAL Methode. Das Lösen der abzusaugenden Fettzellen geschieht mittels einer Tumeszenslösung . Ein feiner Wasserstrahl gemischt mit der Tumeszenslösung kann das Fettgewebe schonend vom Gewebe gelöst werden und mittels feiner Kanülen abgesaugt werden. Durch die geringe Menge Tumeszenslösung wird das Gewebe nicht unnötig aufgeschwemmt, die Operationsdauer verkürzt sich, da die Lösung nicht vorher in das Gewebe eingebracht werden muss um die Fettzellen abzulösen. Da sich der Druck des verwendeten Wasserstrahlsperfekt an die verschiedenen Gewebsstrukturen anpasst, kann der Operateur sehr gezielt absaugen. Dadurch, dass die ins Gewebe eingebrachten Flüssigkeiten wie Tumeszenslösung, Lokalanästhetikum und Wasser zu einem großen Teil gleich wieder abgesaugt werden wird das Gewebe und auch die Belastung der Patientin mit Medikamenten verringert. Auch der Kreislauf wird so geschont. Die Operation in WAL wird entweder in lokaler Anästhesie, Dämmerschlaf oder Vollnarkose vorgenommen.
TLA - Tumeszenz - Lokale- Anästhesie
Eine weit verbreitete Operationsmethode zur Liposuktion bei Lipödem ist die Tumeszenz - Lokale - Anästhesie. Bei dieser Methode bringt der Operateur eine größere Menge Tumeszenzlösung gemischt mit einem Lokalanästhetikum in das zu operierende Gewebe ein. Die Lösung muss dann einige Zeit einwirken. Die Lösung lässt die Fettzellen aufquellen und sie lösen sich. So können Sie leicht abgesaugt werden. Das ebenfalls injizierte Lokalanästhetikum sorgt dafür, dass keine Vollnarkose nötig ist. Der Patient kann während der Liposuktion verschiedene Körperhaltungen einnehmen.
Gerne reden wir über das Thema Liposuktion an unserem nächsten SHG Abend!